Wie GEM2GO laufen lernte

GEM2GO 10 Jahre

Vor zehn Jahren wurde die GEM2GO APP aus der Taufe gehoben. Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte der Digitalisierung im kommunalen Raum. 


Vor zehn Jahren nutzten viele Leute noch einen MP3-Player zum Musikhören, man diskutierte darüber, ob sich Tablets durchsetzen würden, und WhatsApp war hierzulande noch den wenigsten ein Begriff. Immer noch hatten viele österreichische Gemeinden noch nicht einmal eine Website. Und wenn, dann war das nicht selten eine starre Startseite, auf der kaum mehr als die Adresse des Gemeindeamtes stand. Die Digitalisierung hatte 2012 zwar schon längst begonnen. Aber gerade in den ländlichen Regionen war davon oft wenig zu merken. 

In diesem Jahr fasste Michael Kölbl, Geschäftsführer der RIS GmbH, einen folgenreichen Entschluss, der sich schon bald darauf als goldrichtig erweisen sollte. Schon damals war das Unternehmen ein führender IT-Dienstleister im kommunalen Bereich, spezialisiert auf Gemeinde-Webseiten, die für Anwenderinnen und Anwender alle Stückeln spielten und zugleich denkbar einfach mit multimedialen Inhalten zu füllen waren. RIS Kommunal war aus dem Alltag vieler Gemeinden nicht wegzudenken. 


Grafische Benutzeroberfläche, AnwendungDie Erstversion der GEM2GO APP aus dem Jahr 2012.Aber Kölbl dachte weiter. Mit Weitblick und dem richtigen Gespür für digitale Trends konnte man schon damals erkennen, dass die digitale Zukunft in vielen Fällen nicht mehr Standcomputern und Laptops gelten werde, sondern mobilen Endgeräten. Die Gemeinde der Zukunft, das zeichnete sich für RIS Kommunal damals ab, würde schon bald per Smartphone und Tablet mit den Bürgerinnen und Bürgern kommunizieren. Und dafür brauchte es eine Anwendung, am besten eine App. Das war die Geburtsstunde von GEM2GO, der Gemeinde zum Mitnehmen. Denn aus der Idee wurde Wirklichkeit – und eine in Österreich beinahe beispiellose Erfolgsgeschichte der Digitalisierung in ländlichen Raum.

Der Name GEM2GO stand übrigens keineswegs von Anfang an fest. „Es gab damals unter allen Mitarbeitern und Vertriebspartnern eine große Umfrage, wie das neue Produkt heißen sollte“, erzählt Kölbl. Gemeinde2View wurde verworfen, ebenso Standortinfo und Localinfo. Vorerst einigte man sich auf Gemeinde2Go als Name für die neue App. Unter dieser Bezeichnung kam die Anwendung in die Stores von Apple und Android. „Interessanterweise wurde das App-Logo mit GEM2GO abgekürzt“, sagt Kölbl. Am Ende war der Name ein Zufall – und zwar ein glücklicher. Anfang 2013 wurde GEM2GO als Marke geschützt. 

Die Namensgebung war aber nur die offensichtlichste Herausforderung. Wie die App hieß, war die eine Sache. Noch wichtiger waren aber andere Fragen: Was sollte die Applikation können? Welchen Mehrwert sollte sie für eine Gemeinde bieten? Was sollte sie kosten? Und nicht zuletzt: Wie sollte sie eingeführt werden? „Wir haben zu Beginn entschieden, dass wir nicht eine App pro Gemeinde machen. Sondern eine App für alle Gemeinden, die mitmachen wollen“, sagt Kölbl. Und das waren einige. 

Zu den Pionieren gehörten rund 30 Kommunen, darunter Kremsmünster, Gumpoldskirchen, Dellach im Drautal oder Kufstein. „Von der ersten Idee bis zur fertigen App dauerte es knapp neun Monate“, sagt Kölbl. Der eigentliche Release verlief – durchaus ungewöhnlich für solche Projekte – völlig unproblematisch. „Wir haben vorab viel getestet und die ersten Gemeinden gut informiert“, sagt Kölbl. 

Die wirkliche Herausforderung bestand darin, GEM2GO einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Denn was nutzt einem das beste Produkt, wenn niemand davon erfährt?

Allerdings war das Interesse vieler regionaler Medien an der neuen App durchaus groß. GEM2GO hatte einen Nerv getroffen – besonders im ländlichen Raum. Auf der Fachmesse der Gemdat Oberösterreich wurde die App im September 2012 zum ersten Mal präsentiert, bald darauf bundesweit im Rahmen der Kommunalmesse in Tulln. 

ein Screenshot einer Person

Im Vergleich zu heute hatte die GEM2GO-App damals natürlich noch überschaubare Funktionsmöglichkeiten. 2012 war das neue Produkt aber in vielfacher Hinsicht bahnbrechend, mit mehr als 30 Funktionen. Wer sich die App aufs Handy lud, hatte bereits Zugriff auf regelmäßige Updates, eine Amtstafel, Notdienste und ein Branchenverzeichnis. Besonders innovativ für die damalige Zeit war ein Rückkanal: Man konnte über die App bereits Anfragen an die Gemeinde stellen. GEM2GO war von Anfang an auf die gegenseitige Kommunikation zwischen Gemeinde und Gemeindemitgliedern ausgelegt. Und das lange, bevor die „digitale Amtsstube“ zum geflügelten Wort wurde. 

Logoevolution GEM2GODie Logoevolution der GEM2GO APP, von 2012 bis heute

Von Anfang an war die App für die beiden gängige Systeme iOS (Apple) und Android ausgelegt. 2013 kam auch eine App für Windows 8 dazu. Das war allerdings ein kurzes Abenteuer: Denn das „Windows Phone“ setzte sich nicht durch. Abgesehen davon war GEM2GO eine fast durchgängige Erfolgsgeschichte. Schon zwei Jahre nach dem Start hatte man die magische Zahl von 100 Gemeinden geknackt, 2018 waren es bereits 500. 2016 kam eine grundlegend überarbeitete neue Version auf den Markt. Erstmals waren alle Gemeinden und Städte Österreichs in der App vertreten, auch jene, die keine PRO-Lizenz besaßen. Inzwischen ist die PRO-Version bereits in knapp tausend österreichischen Gemeinden verfügbar, alle anderen sind LITE-Gemeinden und können immerhin auf die Basisfunktionen zurückgreifen. Dazu kommen neue Kooperationspartner wie Pegelalarm und Bluecode. „Wir haben viel erreicht. Und trotzdem stehen wir erst am Anfang“, sagt GEM2GO-Geschäftsführer Michael Kölbl. Damals wie heute braucht es ein besonderes Gespür für neue Trends – und dafür, wie man diese im kommunalen Bereich optimal umsetzt. 


30.05.2022